Rebalancing – die Wiederherstellung der Portfoliostruktur

Über längere Zeiträume verschieben sich die Gewichte der einzelnen Assets im Portfolio durch unterschiedliche Renditeentwicklungen. Die Wiederherstellung der ursprünglichen Portfoliostruktur wird als Rebalancing bezeichnet. Rebalancing ist eine wichtige Strategie zur Risikokontrolle und sollte regelmäßig durchgeführt werden.

Nichts im Portfolio hat einen größeren Einfluss auf Rendite und Risiko als die Vermögensaufteilung (Assetallokation) über verschiedene Assetklassen. Daher ist die Assetallokation die wichtigste Investmententscheidung, die Sie treffen. 1

Nehmen Sie sich Zeit für die Frage aus welchen Bausteinen (Assetklassen) Ihr Portfolio aufgebaut sein soll und berücksichtigen Sie dabei Ihren Anlagehorizont, Ihre Risikotragfähigkeit sowie Ihre finanziellen Ziele (mehr dazu hier).

Die Entscheidung wie viel Prozent Ihres Investitionsvolumens Sie in welches Asset investieren wollen, sollten Sie unbedingt schriftlich festhalten.

Diese festgelegte strategische Assetallokation wird im Rahmen einer Buy and Hold-Strategie, in der Transaktionskosten durch häufiges Umschichtungen vermieden werden, über Jahre hinweg verfolgt.

Was ist Rebalancing?

Über längere Zeiträume verschieben sich die einzelnen Portfoliokomponenten durch unterschiedliche Renditeentwicklungen der einzelnen Assetklassen. Die Wiederherstellung der ursprünglichen Portfoliostruktur wird als Rebalancing bezeichnet.

Diese Prozedur umfasst die Wiederherstellung der Gesamt-Portfoliostruktur (Asset Rebalancing) und die Wiederherstellung der Struktur innerhalb der einzelnen Assetklassen, zum Beispiel innerhalb der Aktien (Stock Rebalancing).

Zur Verdeutlichung habe ich in der Grafik ein einfaches Beispiel-Portfolio mit einer Anlagestruktur von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Tagesgeld erstellt. Der Aktien-Anteil hat zum Zeitpunkt B deutlich an Wert gewonnen. Dies hat dazu geführt, dass sich die Aktien-Tagesgeld-Verteilung von 60:40 auf 70:30 verschoben hat. Auch innerhalb der Assetklasse Aktien hat sich die Verteilung der ETFs verändert. Beide Verschiebungen müssen nun im Rahmen des Asset Rebalancings und Stock Rebalancings wieder auf die ursprüngliche Struktur gebracht werden.

Quelle: monetun.com

Warum sollte man Rebalancing durchführen?

Würde man sein Portfolio nicht regelmäßig auf die ursprüngliche Struktur zurückführen, hätte das zur Folge, dass über einen längeren Zeitraum die risikoreicheren Anlagen, die im Schnitt besser rentieren, einen immer größeren Anteil im Portfolio ausmachen. Das Risiko des Portfolios würde damit über die Zeit ungewollt immer mehr zunehmen. Rebalancing ist also ein wichtiges Tool zur Risikokontrolle

Welchen Einfluss hat Rebalancing auf die Rendite eines Portfolios? Innerhalb von Asset-Klassen mit etwa derselben erwarteten Rendite (zum Beispiel verschiedene Aktien-ETFs) erhöht Rebalancing langfristig die jährliche Rendite eines gut diversifizierten Portfolios um bis zu einem halben Prozentpunkt, während das Risiko sogar minimal sinkt. 2 Ein halbes Prozent mag nach wenig klingen, aber über einen Anlagehorizont von mehr als 30 Jahren macht ein halber Prozentpunkt Renditesteigerung etwa ein Fünftel des Vermögensendwertes aus. 2

Der Rebalancing-Bonus (diversification return) lässt sich zum Teil mit Regression zum Mittelwert erklären, dem statistischen Phänomen, dass bei einem extrem ausgefallenen Messwert der nächste Messwert wieder näher am Mittelwert liegt. Außerdem ist Rebalancing eine Form des antizyklischen Investierens. Assets die vergleichsweise schlecht gelaufen sind, werden zu günstigen Preisen nachgekauft. 3

Rebalancing zwischen Asset-Klassen mit unterschiedlicher erwarteter Rendite bzw. Risiko (also z. B. Aktien und Tagesgeld) senkt die Portfoliorendite, da man mit Rebalancing ja gerade verhindert, dass die tendenziell hoher rentierenden Asset-Klassen ihr Portfoliogewicht im Zeitablauf ausdehnen. Trotzdem ist Rebalancing sinnvoll, weil es darum geht die strategisch gewollte Ausgangsrisikoerwartung des Portfolios wiederherzustellen.

Rebalancing wird von vielen Experten empfohlen und gilt als vorteilhafte und rationale Strategie. 2

Wann und wie oft sollte ein Rebalancing durchgeführt werden?

Für das Rebalancing sollte man klare Regeln und feste Zeitpunkte definieren. Zum Beispiel immer am 23. Mai eines Jahres.

Ein Grundprinzip des Buy and Hold-Ansatzes ist es Kosten zu minimieren, um die langfristige Rendite zu erhöhen. Wägen Sie daher auch beim Rebalancing immer Kosten und Nutzen ab. Wenn sich Ihre Verteilung im Portfolio nur minimal verschoben hat, macht es keinen Sinn ein Rebalancing durchzuführen, nur weil der definierte Termin gekommen ist.

Um auch diese Entscheidung regelbasiert durchzuführen, können Sie Schwellenwerte definieren, ab denen Sie die Portfoliostruktur anpassen. Zum Beispiel könnten Sie festlegen, dass ein Rebalancing zum geplanten Termin nur durchgeführt wird, wenn eine Asset-Klasse um mehr als 20% von ihrer Zielallokation abweicht. Im Beispiel in der Grafik soll Tagesgeld 40% des Portfolios ausmachen. Nach dem definierten Schwellenwert von ±20% würde das bedeuten, dass der Anteil von Tagegeld bei weniger als 32% oder mehr als 48% angepasst werden muss.

Am besten verwenden Sie für das Rebalancing neue Finanzmittel, die im Rahmen von Sparraten oder neuen Investments in der Vermögensaufbauphase in das Portfolio investiert werden sollen. Falls Sie Dividendenausschüttungen erhalten, können Sie diese für das Rebalancing verwenden und so in Ihr Portfolio reinvestieren.
Ebenso kann man in der Entnahmephase das Rebalancing über Verkauf von Anteilen betrieben, indem man Assets, deren Gewicht gestiegen ist, zuerst verkauft.
Diese Methoden verursachen keine zusätzlichen Transaktionskosten oder Steuern.
Bei Portfolios, in die keine neuen Mittel investiert werden sollen bzw. die so groß sind, dass ein Rebalancing nicht durch neue Mittel möglich ist, kann eine Portfolioumschichtung durch Verkauf und Kauf notwendig werden. Hier sollten Kosten gegen Vorteile abgewogen werden.

Fazit

  • Rebalancing ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Portfoliostruktur.
  • Jeder Investor sollte eine strategische Assetallokation für sein Portfolio entwickeln. Diese muss durch Rebalancing regelmäßig wiederhergestellt werden.
  • Führen Sie das Rebalancing zu definierten Zeitpunkten durch. Zum Beispiel immer am 23. Mai eines Jahres. Tragen Sie sich diesen Termin in Ihren Kalender ein.
  • Verwenden Sie möglichst neue Finanzmittel für das Rebalancing, um Transaktionskosten zu vermeiden.
  • Rebalancing sollte ein regelbasierter und disziplinierter Vorgang sein. Betreiben Sie keine Spekulation auf steigende oder fallende Kurse.

Referenzen

  1. Robbins, T. (2017). UNANGREIFBAR: Deine Strategie für finanzielle Freiheit: FinanzBuch Verlag, S. 167
  2. Kommer, G. (2018). Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen. Frankfurt: Campus Verlag
  3. Willenbrock, S. (2011). Diversification return, portfolio rebalancing, and the commodity return puzzle. Financial Analysts Journal, 67(4), 42-49

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