Buy and Hold

Nur wenigen Fondsmanagern gelingt es, dauerhaft besser abzuschneiden als ihr Vergleichsindex. Daher ist ein Investment mit einer Buy and Hold-Strategie in ein breit diversifiziertes, kostengünstiges ETF-Portfolio für die meisten Privatanleger die viel bessere Wahl.

„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“

André Kostolany, Börsen- und Finanzexperte

Buy and Hold (Kaufen und Halten) ist eine Anlagestrategie, bei der auf die langfristige Wertentwicklung gesetzt wird. Ziel sind nicht kurzfristige Kursgewinne durch Verkauf über Einstandskurs, sondern ein langfristiger Vermögenszuwachs durch nachhaltige Kurssteigerungen der erworbenen Aktien. 1 Es wird weder Stockpicking (gezielte Auswahl einzelner Aktien) noch Market Timing (Versuch günstige Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu finde) betrieben. Auf Schwankungen am Aktienmarkt wird nicht reagiert, sondern Kurseinbrüche werden ausgesessen. Daher wird die Strategie auch als passives Investieren bezeichnet. Eine Buy and Hold-Strategie eignet sich für Anleger mit langfristigem Zeithorizont (mindestens 10 Jahre) und lässt sich mit ETFs einfach umsetzen. Mit wenigen Produkten kann in ein breit diversifiziertes und kostengünstiges Portfolio investiert werden. Buy and Hold ist für Privatanleger sehr empfehlenswert und eignet sich besonders für Altersvorsorge und langfristigen Vermögensaufbau.

Viele Studien haben gezeigt, dass Buy and Hold eine sehr erfolgreiche Investmentstrategie ist, insbesondere mit soliden Aktien und bekannten Indizes (z.B. MSCI World). 1

John Bogle, Gründer der Vanguard Group, gilt als Ikone des Buy and Hold-Investment und hat den Ansatz Mitte der 1970er Jahre in den USA entwickelt.

Sind Fondsmanager ihr Geld wert?

Eine passive Buy and Hold-Strategie schlägt „den aktiven, zeitaufwändigen Stock-Picking- oder Market-Timing-Ansatz der ‚Experten‘ und ‚Gurus’“.

Gerd Kommer, Finanzexperte 2

Die Kernidee des Buy and Hold-Ansatzes ist in Finanzprodukte zu investieren und diese dann über lange Zeiträume – möglichst mindestens 10 Jahre – im Depot zu halten.

Dem gegenüber steht der Ansatz der aktiv gemanagten Fonds, bei denen ein Manager verspricht durch Market-Timing und Aussuchen von vermeintlich besonders ertragreichen Aktien (Stockpicking) den Markt zu schlagen (sog. aktives Investieren). Dieser Ansatz ist für Anleger dann attraktiv und sinnvoll, wenn dieses Versprechen auch eingehalten wird. Die praktische Bilanz des aktiven Fondsmanagements fällt allerdings ernüchternd aus.

  • Die meisten Fondmanager schlagen ihre Benchmark über Zeiträume von mehreren Jahren nicht. 3
  • Außerdem ist die Erfolgspersistenz niedrig. Welche Fonds erfolgreich sind, wechselt ständig und lässt sich kaum zuverlässig vorhersagen. 4

Schauen wir uns diese beiden Punkte etwas genauer an.

Erfolgsquote niedrig

Eine Analyse von Standard & Poor’s Financial Services zeigt, dass über einen Zeitraum von einem Jahr nur 26% der aktiv gemanagten Welt-Fonds besser waren als der Welt-Index. 5 Auch die Ratingagentur Scope hat untersucht, wie hoch der Anteil der aktiv gemanagten Fonds ist, die im Jahr 2018 ihren jeweiligen Vergleichsindex schlagen konnten. Von den knapp 2000 untersuchten Aktienfonds konnten nur 24% ihren Vergleichsindex schlagen. 6

Je länger der betrachtete Zeitraum, desto weniger aktive Fonds schlagen den Index. Nach 10 Jahren ist die Bilanz erschreckend. Die meisten aktiven Fonds schlagen den Index nicht:

  • 98% Welt-Aktienfonds
  • 79% Deutschland-Aktienfonds
  • 99% USA-Aktienfonds
  • 86% Europa-Aktienfonds
  • 97% Emerging Markets-Aktienfonds 5
Prozent der Aktienfonds, die schlechter als der Vergleichsindex waren (nach Jahren). Daten aus Ung et al. (2015). 5

Erfolgspersistenz niedrig

Es schlagen also nur sehr wenige Fondsmanager den Index dauerhaft. Wie können Anleger diese Fonds ausfindig machen? Die meisten Investoren richten sich bei ihrer Auswahl danach, welche Fonds in der Vergangenheit gute Renditen erzielt haben. Studien zeigen aber, dass vergangener Erfolg kein guter Indikator für zukünftigen Erfolg ist. Denn welche Fondsmanager den Markt schlagen, ändert sich ständig.

Nur sehr wenige Fonds bleiben konstant im Top-Bereich. 4 Von 563 untersuchten Aktienfonds, die in 2015 zu den besten 25% gehörten, standen zwei Jahre später nur noch 6,4% im oberen Quartil. 7 | siehe auch 8

Eine gute Performance scheint oft vom Zufall abzuhängen. Erfolgreiche Fondsmanager werden nach einer fantastischen Jahresperformance oft von Analysten und Finanzblättern in den Himmel gelobt. Aber darauf zu Wetten, dass sie dieses ‚Glück‘ im nächsten Jahr erneut haben, ist keine gute Anlagestrategie.

Was kosten Fondsmanager?

Bei einem aktiv gemanagten Aktienfondsdepot entstehen grob gerundet pro Jahr Kosten von um die 3% der Gesamtsumme des angelegten Kapitals. 9 Dem gegenüber belaufen sich die Kosten eines ETF-Depots auf um die 0,5% bis 1%.

Was sich für machen Anleger vielleicht nicht nach einem besonders großen Unterschied anhört, summiert sich über die Jahre extrem auf und macht über lange Zeiträume einen entscheidenden Unterschied in der Wertentwicklung eines Investments (siehe Beitrag zu Zinseszins).

Zinseszinseffekt bei verschiedenen Zinssätzen und 20 Jahren Laufzeit (Startguthaben 10.000 Euro). Daten berechnet mit Zinsrechner auf www.zinsen-berechnen.de

Zusammenfassend kann man sagen, dass Fondsmanager in den allermeisten Fällen ihr Geld nicht wert sind.

Herausforderungen bei Buy and Hold

Früher oder später wird es zu Kurseinbrüchen kommen. Gerade bei einer schlechten Konjunktur und Kurseinbrüchen, ist es besonders schwer die Buy and Hold-Strategie weiter beizubehalten und die nötige Ruhe zu bewahren. Aber Anteile zu niedrigen Preise zu verkaufen, ist meistens keine gute Strategie und führt zu Verlusten. Anleger sollten negative Marktphasen aussitzen. Das erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen.

Fazit

Die meisten Fondsmanager schlagen ihren Index über einen Zeitraum von 10 Jahren nicht und welche die wenigen erfolgreichen Fonds sind, lässt sich nicht zuverlässig vorhersagen.

Daher ist eine Buy and Hold-Strategie mit einem Investment in ein breit diversifiziertes und kostengünstiges ETF-Portfolio für Privatanleger in den meisten Fällen die viel bessere Wahl.

Text: Fionna Zöllner | 19.12.2019
Titelbild: Fionna Zöllner

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Website

SPIVA – Report S&P Indices versus Active Funds
Seit dem Jahr 2002 wird der Report S&P Indices versus Active Funds (SPIVA) veröffentlicht. In dem Bericht wird die Performance aktiver Fonds im Vergleich zu den jeweiligen Benchmarks analysiert.

https://us.spindices.com/spiva/#/reports

Video

Warum Buy & Hold Investing mit ETF so sinnvoll ist | Passives Investieren erklärt! von Finanzfluss

//Glossar
Alpha
Die Kennziffer Alpha veranschaulicht die abweichende Wertentwicklung eines Fonds gegenüber der Entwicklung der verwendeten Maßgröße (Benchmark). Sie beziffert das Ausmaß, in dem sich der Fonds besser oder schlechter entwickelt hat als die Benchmark. 
Das Alpha misst jenen Teil der Rendite, der nicht mit der allgemeinen Marktentwicklung zu erklären ist, sondern auf der Auswahl von Aktien innerhalb dieses Marktes beruht. Ein positives Alpha deutet daher auf ein besonders erfolgreiches Fondsmanagement hin. (Aus FAZ.NET Börsenlexikon. Abgerufen von https://boersenlexikon.faz.net/definition/alpha/)
Benchmark
Vergleichsmaßstab oder Bewertungsmethode für die Messung des Anlageerfolges eines Fonds. Üblicherweise wird als Benchmark der jeweils marktrelevante Aktien- oder Rentenindex verwendet. Ziel des Fondsmanagers ist es, eine bessere Wertentwicklung als der zugrunde gelegte Index zu erzielen. Formularbeginn (Aus FAZ.NET Börsenlexikon. Abgerufen von https://boersenlexikon.faz.net/definition/benchmark/)

Referenzen

  1. extraETF (o. D.).  Wissenswertes zur Buy and Hold-Strategie. Abgerufen von https://de.extraetf.com/wissen/buy-and-hold
  2. Kommer, G. (2018). Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen. Frankfurt: Campus Verlag
  3. Fama, E. F., & French, K. R. (2010). Luck versus Skill in the Cross-Section of Mutual Fund Returns. The journal of finance, 65(5), 1915-1947. doi: 10.1111/j.1540-6261.2010.01598.x
  4. Soe, A. M., & Poirier, R. (2018). Does Past Performance Matter? The Persistence Scorecard. S&P Dow Jones Indices. Abgerufen von https://us.spindices.com/documents/spiva/persistence-scorecard-december-2017.pdf
  5. Ung, D., Fernandes, R. & Hahn, B. (2015). S&P Indices Versus Active Funds (SPIVA) Scorecard. SPIVA® Europe Scorecard. Abgerufen am 16.12.2019 von https://us.spindices.com/documents/spiva/spiva-europe-year-end-2015.pdf
  6. Scope Analysis (2018). Aktiv versus Passiv 2018 Die wichtigsten Peergroups im Vergleich. Abgerufen am 16.12.2019 von https://www.scopeanalysis.com/ScopeAnalysisApi/api/downloadstudy?id=d62e8141-babd-492f-9896-07a54bbd2c2d
  7. Soe, A. M., & Poirier, R. (2018). Does Past Performance Matter? The Persistence Scorecard. S&P Dow Jones Indices. Abgerufen von https://us.spindices.com/documents/spiva/persistence-scorecard-december-2017.pdf))). Jeder vierte Fond, der in einem Jahr zu den besten gehört hat, gehört fünf Jahre später sogar zu den schlechtesten Fonds. (((Soe, A. M., & Poirier, R. (2018). Does Past Performance Matter? The Persistence Scorecard. S&P Dow Jones Indices. Abgerufen von https://us.spindices.com/documents/spiva/persistence-scorecard-december-2017.pdf
  8. Rowley, J. J., Walker, D. J., & Zhu, C. (2019). The case for low-cost index-fund investing. Valley Forge, PA: Vanguard Research.
  9. Kommer, G. (2018). Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen. Frankfurt: Campus Verlag. S. 104 ff

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