Gold – hier scheiden sich die Geister

Ein Goldinvestment kann als Absicherung für extreme Wirtschaftskrisen oder als Absicherung für Wertverluste von Aktiendepots sinnvoll sein.

Ist ein Investment in Gold sinnvoll? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Für die einen ist Gold die einzig wahre Währung, die immer – vor allem auch in Krisen – funktionieren wird, für die anderen, kommt ein Goldinvestment auf keinen Fall in Frage. Denn Gold erwirtschaftet bei einem hohen Schwankungsrisiko (Volatilität) keine Erträge, wie Zinsen oder Dividenden.

Seit dem Ende des Bretton-Woods-Währungssystems und damit dem Ende der Goldpreisbindung des US-Dollars (Goldstandard*) im Jahr 1971 schwankt der Goldpreis frei und richtet sich ausschließlich nach Angebot und Nachfrage. Eine der wichtigsten Rohstoffbörsen ist die New York Mercantile Exchange (NYMEX) und einer der weltweit bedeutendsten Handelsplätze für Gold und Silber in physischer Form ist der London Bullion Market (LBM).

Der Goldpreis wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, z.B. dem Dollarkurs, Zinssätzen und dem Ölpreis, aber auch von politischen Ereignisse, wie Kriegen und Handelsstreitigkeiten oder psychologischen Faktoren, wie Inflationsängsten.

*Anmerkung: Der Goldstandard ist eine Währungsordnung, bei der die Währung entweder aus Goldmünzen besteht oder aus Banknoten, die jederzeit Gold umgetauscht werden können.

Goldpreis

Seinen bisher höchsten Wert hatte Gold im Juli 2011 mit 1.800 Dollar je Feinunze. Danach fiel der Goldpreis wieder und ist in 2019 seit 6 Jahren das erste Mal wieder gestiegen. 1 Bei diesem Anstieg spielen wahrscheinlich die aktuellen internationalen politischen Rahmenbedingungen eine Rolle, zum Beispiel der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie ein möglicher ungeregelter Brexit.

Tägliche Goldpreise werden vom London Bullion Market für die Zeit ab 1968 bereitgestellt und können auf deren Website eingesehen werden.

Goldpreis der letzten 20 Jahre (2000 bis 2019). Quelle: BullionVault Ltd

In Finanzkrisen entwickeln sich Aktien- und Goldkurse häufig – aber nicht immer –  gegensätzlich: Aktienkurse brechen ein und Goldkurse steigen.

Eine Analyse von Finanztip zeigt, dass der Goldpreis in den Finanzkrisen der 1980er und 90er Jahre zwar auch an Wert verloren hat, jedoch signifikant weniger stark eingebrochen ist im Vergleich zu Aktien (gemessen über den Weltaktienindex MSCI). In der Finanzkrise 2008 und der Eurokrise 2011 hat der Goldpreis deutlich zugelegt, während Aktien abstürzten. 2

Risiko und Rendite

Das Renditedreieck von boerse.de zeigt die durchschnittlichen jährlichen Renditen für beliebige Anlagezeiträume in Gold, also Kombinationen von Ankauf- und Verkaufszeitpunkten. 

Quelle: boerse.de Finanzportal AG abgerufen unter https://www.boerse.de/performance/Gold/XC0009655157

Vergleicht man Gold und Aktien in Bezug auf Risiko und Renditen, zeigt sich, dass ein Investment in einen Welt-Aktien-Index in den letzten 43 Jahren (1975 bis 2018) pro Jahr mehr als doppelt so viel Rendite (8,6 % p.a.) gebracht hat wie in Gold (3,8 % p.a.). 2
Außerdem sollte sich jeder Investor darüber im Klaren sein, dass der Goldpreis alles andere als stabil ist. Er schwankte zwischen 1975 und 2018 mit einer jährlichen durchschnittlichen Standardabweichung von 15,8 % sogar etwas mehr als ein Welt-Aktien-Index mit 15,1 %. 2

Es gibt aber auch Zeiten, in denen Gold gegenüber Aktien mehr Rendite bei geringer Schwankung erzielte. Wer beispielsweise im Jahr 2000 in Gold investiert und bis Ende 2018 gehalten hat, hat mit Gold eine Rendite von 7,4 % gegenüber einer Aktienrendite von 2,7% bei etwas geringer Volatilität (12,5 % vs. 14,9 %) erzielt. 2 Da sowohl Gold als auch Aktien starken Schwankungen unterliegen, hängt es, wie die Beispiele zeigen, vom betrachteten Zeitraum ab, welche Investition zu welchen Renditen geführt hat.

Gold und der Welt-Aktien-Index MSCI World hatten in den letzten 45 Jahre (1970 bis 2016) eine niedrige Korrelation von 1.3 (siehe Beitrag zu Assetallokation). 3 Das bedeutet, sie eigenen sich gut als Assetklassen, die ein Portfolio diversifizieren (siehe auch den Beitrag zu Assetallokation).

Ziele beim Goldinvestment

Widmen wir uns nun erneut der Ausgangsfrage: Ist ein Goldinvestment sinnvoll? Wenn Sie überlegen in Gold zu investieren, machen Sie sich Ihre Ziele klar. Für eine kluge Investmententscheidung reicht es nicht aus, als Argument anzuführen: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Gold immer einen Wert haben wird und deswegen muss es ein gutes Investment sein.“

Ein Goldinvestment kann (1) als Absicherung für extreme Krisen oder (2) als Absicherung für Wertverluste von Aktiendepots sinnvoll sein. In Gold kann man, in Form von Barren und Münzen oder Wertpapieren investieren. Welche Art zu bevorzugen ist, hängt von den Zielen ab.

ZIEL A: Gold als Krisenabsicherung – physisches Gold

Wer einen Währungscrash oder sogar den Zusammenbruch des aktuellen Finanzsystems befürchtet, kann einen Anteil seines Vermögens in physisches Gold umwandeln, also Goldmünzen oder Goldbarren kaufen. Gold als Krisenwährung sollte möglichst kleinteilig sein, damit es notfalls als Zahlungsmittel genutzt werden kann. Hierfür kommen also vor allem Münzen in Frage.

Kaufen
Achten Sie beim Kauf von physischem Gold unbedingt auf seriöse Anbieter. Degussa GmbH ist ein solcher und hat Filialen in deutschen Großstädten.

Im Internet kann man über die Portale gold.de und gold-preisvergleich.de Gold erwerben. Diese werden auch von Finanztip empfohlen. Auf diesen Portalen findet man auch viele Informationen zum Thema Goldpreis und Goldkauf.

Lagerung
Münzen oder kleine Goldbarren kann man zu Hause aufbewahren, um sie in der Krise als alternative Zahlungsmittel direkt zur Verfügung zu haben. Spätestens ab einem Wert von 10.000,- Euro sollte über eine Lagerung in einem Bankschließfach nachgedacht werden. Die Kosten für einen Safe bei einer Bank beginnen bei 60 Euro im Jahr. Selbst wenn die Bank Insolvenz anmelden muss, ist der Inhalt des Schließfachs als Sondervermögen geschützt und gehört seinem Besitzer. Überprüfen Sie auch, ob Ihre Hausratsversicherung im Schadensfall für einen Goldverlust aufkommt.

Gut zu wissen
Der Goldbesitz und –handel wurde schon in vielen Ländern vorübergehend verboten oder eingeschränkt, z. B. in Deutschland 1923 bis 1955 oder in den USA 1933 bis 1974. Im Nachbarland Schweiz war Gold dagegen noch nie verboten. Allerdings fallen dort ein Ausgabeaufschlag von 5 Prozent der Anlagesumme sowie eine jährliche Verwaltungsgebühr von 1,6 Prozent an.

Um Geldwäsche besser einzudämmen, sind Edelmetall-Händler verpflichtet, sich von Käufern ab einem Kaufwert von 10.000 Euro den Ausweis vorlegen zu lassen.

Ziel B: Gold als Depotabsicherung – Gold-Wertpapiere

Ein anderes Ziel kann sein, die Schwankungen von Aktien in einem Depot, durch Gold auszugleichen, da diese niedrig korrelieren (siehe oben). Dafür kommen Wertpapiere in Frage, die die Entwicklung des Goldpreises abbilden. Eine gute Möglichkeit sind Exchange Traded Commodities (ETCs). Bei Wertpapieren auf Gold haben Sie generell das Risiko, dass der Emittent – etwa in einer schweren Finanzkrise – insolvent werden kann. Daher sollten Sie, wenn Sie eine extreme Krise befürchten, lieber in physisches Gold investieren (siehe Ziel A).

Auch für antizyklisch anlegende Investoren, kann eine Goldbeimischung sinnvoll sein. Dabei wird auf die Annahme spekuliert, dass in einer zukünftigen Krise der Goldpreis steigen wird. Anleger könnten in diesem Fall Gold zu hohen Preisen verkaufen, um Aktien günstig nachzukaufen.

Wie hoch sollte der Anteil des Goldinvestments sein?

Experten halten einen Gold-Anteil von bis zu 10 Prozent für sinnvoll. 2. Im All-Wetter-Portfolio von Ray Dalio sind 7,5% in Gold und 7,5% in Rohstoffe investiert. (Siehe Beitrag zu Assetallokation).

Mythos – Gold als Inflationsschutz

Finanzexperte Gerd Kommer bezeichnet die weit verbreitete Annahme Gold sei ein Inflationsschutz als das „Pro-Gold-Argument mit dem längsten Zottelbart“.  Die Korrelation zwischen dem Goldpreis und der Konsumgüterinflation liegt seit 1975 nahe Null 4. Gold liefert zwar langfristig eine hohe Korrelation mit der allgemeinen Preissteigerung, aber das tun andere Assetklassen, wie Aktien, Immobilien und langfristige Anleihen auch.

Steuern

Auf physisches Gold, das Sie länger als 1 Jahr halten, bezahlen Sie keine Steuern auf Verkaufsgewinne. Außerdem ist der Kauf von Münzen und Barren von der Mehrwertsteuer befreit.

Fazit

Für Finanzexperte und ETF-Spezialist Gerd Kommer gehört Gold wegen seines unattraktiven Rendite-Risiko-Verhältnisses nicht in ein Privatanlegerportfolio 4. Andere Experten halten eine Beimischung von 10% für angemessen.

Ich selbst investiere – nach reiflichen Überlegungen – nicht in Gold. Da Gold keine Erträge abwirft und ich mein Portfolio über Tages- und Festgeld diversifiziere. Ein weiterer Grund ist, dass ich einen Total-Crash unseres Wirtschaftssystems in den nächsten 10 Jahren für nicht wahrscheinlich halte.

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Finanzfluss | Gold kaufen: Ist es 2019 sinnvoll in Gold zu investieren? | veröffentlicht am 25.02.2018  | Dauer 12 Min

Finanztip | Gold kaufen sinnvoll? Der beste Weg in Gold zu investieren | veröffentlicht am 11.01.2019 | Dauer: 7 Min

  1. BullionVault Ltd (o. D.). Abgerufen am 27.08.2019 von https://gold.bullionvault.de/Goldpreis-Chart.do
  2. Finanztip (2019). In Gold anlegen. Gold bringt langfristig wenig Rendite. Abgerufen am 24.08.2019 von https://www.finanztip.de/gold/
  3. Kommer, G. (2018). Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen: Campus Verlag
  4. Kommer, G. (2018). Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen. Frankfurt: Campus Verlag. S. 245

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